„Wer liest, bewegt sich in Denkerstuben, wer schreibt, schafft geistigen Wohnraum“, mag sich der Künstler Hans-Joachim Uthke bei seinem Schaffensprozess der Denker-Stuben gedacht haben ...

 


Von den vier sprachlichen Grundfertigkeiten Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben ist das Lesen die Kompetenz, die den Menschen im vielleicht höchsten Maße dazu befähigt, zunehmend selbständiger zu werden.

Wer die Bedeutung des Lesens für die Entwicklung der geistigen Fähigkeiten erkannt hat, fühlt sich als Elternteil oder Pädagoge der Förderung des Lesens verpflichtet.

Vergegenwärtigt man sich den Ursprung des deutschen Wortes „Lesen“, so wird alsbald das Konkrete und zugleich Dynamische dieses Begriffs deutlich, denn Lesen ist im germanischen Kulturkreis bei weitem nicht so alt wie bei den Römern, Griechen oder gar den Ägyptern. Erst vor gut 1.800 Jahren wurden altgermanische Runenzeichen (runa = Geheimnis) in Buchenstäbe(!) eingeritzt. Diese losen Stäbe (Losrunen) wurden sodann von einem Priester bei abgewandtem Gesicht auf den Boden geworfen. Er las(!) sie wieder auf und deutete daraus den Willen der Götter. Hier wird zweierlei deutlich. Erstens: Solange das (Auf)Lesen nur von wenigen beherrscht wird, bleibt es Herrschaftswissen. Zweitens: (Schrift)Zeichen sind arbiträr, d. h. beliebig. Wir kennen das aus den 7.100 Sprachen, die auf der Welt gesprochen werden, und die ihre Schriftzeichen alle unterschiedlich anordnen bzw. sich ganz unterschiedlicher Zeichensysteme bedienen. Wir kennen das aber auch aus der Musik. Wer Noten lesen kann, der hat Musik im Kopf. Das weltumspannende Zeichensystem der Musik ist eine überall zu lesende und zu verstehende Sprache – wunderbar!

Lesen bedeutet aber noch mehr. Durch die Beherrschung des Lesens nur einer einzigen Sprache kann der Mensch sich praktisch alles, wofür es Beschreibungen, Anleitungen oder sonstige Instruktionen gibt, selbständig aneignen. Zudem kann er als Leser jenseits aller Nützlichkeit auch jede Menge Spaß beim Lesen haben, kann in andere Welten abtauchen, die Gedanken und Gefühle anderer Menschen kennenlernen, sich also geistig und seelisch weiterentwickeln, ausbilden.

Die Grundfertigkeit Lesen, die man ohne Übertreibung auch als intellektuelle Schlüsselqualifikation bezeichnen könnte, wird daher an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule besonders gefördert und kontinuierlich weiterentwickelt:

- vom fünften bis zum achten Schuljahr ist für alle Schülerinnen und Schüler eine feste Lesestunde in den Stundenplan eingefügt.

- über das Leseportal Antolin werden unsere Schülerinnen und Schüler zudem in der Unter- und Mittelstufe mit vielen spannenden Büchern bekannt gemacht. Dabei sammeln sie jeweils ein Schuljahr lang Punkte und können schließlich ermitteln, wer die fleißigste Leserin oder der fleißigste Leser bei Antolin war.

- wir kooperieren mit der evangelischen Bücherei in Nievenheim, in der es einen Leseclub für unsere Schülerinnen und Schüler gibt, und die im Rahmen des Offenen Angebots einmal die Woche in der Mittagspause unter Aufsicht besucht werden kann.

- wir fördern und fordern unsere Schülerinnen und Schüler, indem wir sie im sechsten Schuljahr zur Teilnahme am städtischen Lesewettbewerb ermuntern und dabei unterstützen und begleiten.

- im Offenen Angebot während der Mittagspausen steht interessierten Schülerinnen und Schülern zudem unserer Lesepalast zur Verfügung, in dem man nach Herzenslust und ungestört schmökern kann.

- im achten Schuljahr beteiligen sich unsere Schülerinnen und Schüler am Zeitungsprojekt, wobei drei Wochen lang täglich jedem Kind eine Zeitung zur Verfügung steht, in der es lesen kann und deren Inhalte gemeinsam besprochen werden.

- in den abschlussorientierten Klassen wird die individuelle Lesekompetenz durch zunehmend komplexere fiktionale und nicht fiktionale Texte erweitert, gefordert und gefördert.

- sollten bei erfolgreichem Übergang in die gymnasiale Oberstufe unserer Schule im Rahmen eines mit allen Schülerinnen und Schülern durchgeführten sprachlichen Diagnosetest dennoch Defizite beim Leseverstehen ermittelt werden, so wird diese Schülerin bzw. dieser Schüler einem speziell dafür eingerichteten „Vertiefungskurse Deutsch“ zugewiesen, damit auch die letzten Lücken bei der Lesestrategie geschlossen werden können.