![]() |
Christian, Hendrik, Diana, Alina, Yasmin, Julia und Christina (unsere Moskau-Gruppe 2014) mit dem Stellvertretenden Bürgermeister, Hans Sturm, bei der Blumenniederlegung vor dem Alten Rathaus |
Auch in diesem Jahr wird es wieder einen Schüleraustausch mit unserer Partnerschule in Moskau geben. Die beteiligten sieben Jugendlichen aus Stufe 9 bereiten die Begegnungen mit den russischen Projektteilnehmern derzeit vor. In diesem Zusammenhang nahmen sie an einer Zeremonie am Alten Rathaus teil, in der der Befreiung Dormagens vom Naziregime durch die Amerikaner am 05. März 1945 gedacht wurde. |
Hans Sturm bedankte sich ausdrücklich bei den SchülerInnen der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule, die sich seit Jahren mit verschiedenen historisch-sozialen Projekten in Dormagen für ein friedvolles Miteinander einsetzen und getreu dem Motto des ebenfalls anwesenden Filmemachers Egmont Worms Nur wer sich der Vergangenheit bewusst ist, kann für die Zukunft Vorsorge treffen mit Gewaltherrschaft und NS-Ideologie befassen, um sich und ihre Umgebung zu wappnen. |
![]() |
Uwe Koopmann, langjähriger Lehrer an der BvS und Spiritus Rector ihrer Aktivitäten zur Friedenserziehung, betonte in seiner Ansprache eben dieses: "Braunes Gedankengut existiert, auch 69 Jahre nach Hitler. Und es scheint sich sogar noch auszubreiten." Umso wichtiger, so sein Resümee, ist das historische Bewusstsein über die Folgen dieser Mentalität: "Wehret den Anfängen!" Das Engagement der jungen Leute um die Verständigung mit den Russen lobte Koopmann ausdrücklich: "Ich wünsche uns allen, dass diese Freundschaften gefestigt werden. Dann haben Nazis und Kriegstreiber keine Chance." (Uwe Koopmanns Ansprache ist unten abgedruckt) |
Die 9.-Klässler legten an der Gedenktafel weiße Rosen nieder. "Warum weiße?", wurden sie von einem der zahlreichen Vertreter der Presse gefragt. Natürlich deshalb, weil die weiße Rose für Ablehnung des Nationalsozialismus steht und für aktiven Widerstand. Denn so will die Delegation der Schule, zu der neben den SchülerInnen die LehrerInnen Bianca Rivinius sowie Axel Frieling und die Sozialarbeiterin Ludmilla Günther gehörten, den Besuch an der Dormagener Gedenkstätte verstanden wissen; als Dank für die Befreiung von der Unterdrückung und als deutliches Zeichen gegen Nazismus. |
Grußwort: Uwe Koopmann
Wir haben uns heute vor dem Rathaus versammelt, um an die militärische Befreiung der Stadt vom Nationalsozialismus zu erinnern. Der erste Tag in Freiheit nach zwölf Jahren NS-Herrschaft war im Stadtkern Dormagens der 5. März 1945.
Das Kriegsende, weltweit am 8./9. Mai gefeiert, war für alle Menschen, die keine Nazis waren, ein Tag der Befreiung, denn ohne ihn hätte Auschwitz kein Ende gefunden, Ohne ihn wäre das Morden insbesondere an den noch nicht deportierten jüdischen Mitbürgern fortgesetzt worden.
Leider hatte das deutsche Volk nicht die Stärke, sich aus eigener Kraft von der Herrschaft der Nazis zu befreien. Dazu bedurfte es des entschiedenen Einsatzes der Alliierten. In Dormagen musste die US-Armee Sherman-Panzer einsetzen, um den Widerstand zu brechen. An der Einmündung der Rheinfelder Straße in die Kölner Straße wird ein Tiger-Panzer der Wehrmacht abgeschossen, ein anderer an der Kölner Straße. Um 5.45 Uhr werden Maschinengewehre eingesetzt. Um 7.10 Uhr endet der Krieg.
Im „Historischen Jahrbuch der Stadt Dormagen“ (Ausgabe 1982) gibt es ab Seite 84 und auf Seite 102 eine minutiöse Beschreibung der militärischen Bewegungen durch die amerikanischen Panzer. Es gab eine Anzahl von Toten auf beiden Seiten. Im Jahrbuch heißt es, dass sie die deutschen Soldaten den „Heldentod“ (S. 84, 86) gefunden hätten.
Heute haben wir ein anderes Verständnis von „Helden“. Aus unserer Sicht waren die Soldaten, die die Befreiung von Dormagen und anderswo vom Nationalsozialismus zu verhindern suchten, Opfer der befehlenden Vorgesetzten und der NS-Propaganda. Oder sie waren Täter, die versuchten, das Nazi-Reich am Leben zu erhalten.
Unser Dank hier gilt den Befreiern. Für sie legen wir die Blumen ab.
Eine Ursache für diesen Krieg war der bis in den Wahnwitz übersteigerte Nationalismus. Er ist auch heute noch in Deutschland in kriminellen Zellen wie dem mordenden NSU zu finden. In der Form des Rechtspopulismus lebt er in verschiedenen Parteien am rechten Rand des politischen Spektrums.
Leider müssen wir feststellen, dass in den direkt benachbarten Ländern rechte Bauernfänger ebenfalls Zulauf finden. Stellvertretend für andere verweise ich auf die Partij voor de Frijheid (Geert Wilders, Niederlande), Vlaams Belang (Belgien) und die Front National (Marine Le Pen) Frankreich und die Schweizerische Volkspartei (SVP).
Die aktuelle Situation in der Ukraine und auf der Krim zeigt uns, wie schnell Probleme, die politisch zu lösen sind, in militärische Konflikte umschlagen können. Wurzeln des Konflikts in der Ukraine sind unter anderem auch das Auftreten der neofaschistischen und antisemitischen Partei Svoboda.
Viele Schüler in Dormagen haben sich seit Jahren für freundschaftliche Verhältnisse zu den Nachbarstaaten eingesetzt. Es gibt Partnerschulen in Ausland, so die der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule mit der Schule 863 in Moskau. Ich wünsche uns allen, dass diese Freundschaften gefestigt werden. Dann haben Nazis und Kriegstreiber keine Chance.