Das Konzept der Weimarfahrt entwickelt sich seit 1998 zu einer ausgesprochen ambitionierten Bildungsreise, die kulturelle, historische und landeskundliche Aspekte verbindet. Lesen Sie Näheres dazu unten. Dort finden Sie auch das Reiseprogramm der Fahrt anno 2013.
Die Weimarfahrt der Stufe 13
Die Fahrt der Schülerinnen und Schüler der 13. Jahrgangsstufe unserer Schule nach Weimar hat inzwischen Tradition. Erstmalig fuhr im Herbst 1998 ein Häuflein Versprengter des damaligen Deutsch – LK nach Weimar, eine Pilottruppe und noch ziemlich unorganisiert. Dennoch blieben die Eindrücke dieser Fahrt haften und verdichteten sich zu dem Wunsch, daraus eine Institution zu machen. Anfangs musste sich diese Idee noch gegen andere Projektideen durchsetzen, doch schließlich war es im Winter 2002 soweit, dass der gesamte Abiturjahrgang für vier Tage nach Weimar aufbrach. Von nun an wurde diese Fahrt zum Selbstläufer, bei den Schülern sowieso, aber auch bald schon bei den Eltern, deren Kinder ihnen von der Fahrt berichtet hatten und die nun ebenfalls dahin wollten. So kam es, dass die damalige Schulpflegschaftsvorsitzende den Schulleiter darauf ansprach, danach ging alles seinen Gang. Ich wurde beauftragt, diese Fahrt durchzuführen und so besuchten wir – eine Kollegin war dabei, sieben Eltern und auch zwei ehemalige Schülerinnen sind mitgekommen – zusammen im Herbst 2004 Weimar. Man kann sich vorstellen, dass dies durchaus seine eigene PR – Wirkung hatte.
Die Grundidee dieser Fahrt ist, jungen Menschen das Land, in dem sie leben, verständlicher zu machen. Wenn man die alte Erkenntnis, dass man erst dann wissen kann, wohin man gehen will, wenn man weiß, woher man kommt, für eine solche Fahrt zum Leitmotiv macht, dann ist Weimar prädestiniert als Zielort. In keiner deutschen Stadt, außer vielleicht in den Großstädten Berlin und München, liegen Glanz und Elend deutscher Geschichte so nah beieinander. Da ist einerseits das golden genannte Zeitalter der Weimarer Klassik mit seinen großartigen Werken, die in der deutschen Literaturgeschichte einen besonderen Stellenwert haben. Der Name sagt es schon: Diese Epoche ist ganz auf dieses kleine Städtchen zugeschnitten. Weimar ist aber auch eine Lieblingsstadt Adolf Hitlers gewesen. Hier wurde die Hitlerjungend gegründet und es kommt nicht von ungefähr, dass sich die Nationalsozialisten den Ettersberg vor den Toren Weimars als Ort für das größte deutsche Konzentrationslager ausgesucht hatten. Hier wurden die furchtbarsten Verbrechen an den Menschen und an der Menschlichkeit begangen. Jedes Mal, wenn man nach Ablauf der Fahrt mit den Schülerinnen und Schülern spricht, ist der Eindruck, den der Besuch der Gedenkstätte Buchenwald hinterlassen hat, prägend gewesen. Und jedes Mal wird auch klar, dass kein Geschichtsbuch solche Eindrücke vermitteln kann.
Die Schüler kommen wohl vorbereitet in Weimar an. Seit vielen Jahren (auch schon vor dem Zentralabitur) sind an unserer Schule Werke der Klassik Bestandteil des Literaturkanons der Oberstufe. Aktuell ist es Goethes Iphigenie, deren Streben nach Handlungsautonomie und Humanität den jungen Menschen als Wert vermittelt werden soll. Gleichzeitig ist natürlich der Nationalsozialismus grundlegendes Thema des Geschichtsunterrichts. Und als Perversion menschlichen Denkens und Handelns kommt es den Schülern denn auch vor, wenn sie auf dem Gelände des ehemaligen Lagers die Reste jener Eiche entdecken, unter der einst Goethe gesessen hat, um sich von der Natur einfangen zu lassen und zur Ruhe zu kommen.
Der Besuch des Lagers wird auch in Weimar eingebettet in ein Seminarprogramm, das Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Schlussfolgerungen daraus für uns alle und für unser Leben thematisiert. Hatten wir Lehrer das bisher immer in Eigenregie erstellt und durchgeführt, so steht uns seit diesem Jahr die Referentencrew der EJBW als Kooperationspartner zur Seite. Die Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW) ist schon seit 2002 unser Gastgeber. Bis dato haben wir aber nur in die Räumlichkeiten der Einrichtung genutzt, ab diesem Jahr ist die Kooperation auf breitere Füße gestellt worden. Ausgerichtet an unseren Interessen führen die Bildungsreferentinnen und –referenten das Seminarprogramm durch. Ganz bewusst ist dieses so gestaltet, dass die Nähe zum Unterrichtsbetrieb vermieden wird, woraus sich bei diesem schwierigen Thema durchaus wünschenswerte Kommunikationseffekte ergeben.
Unser Gesamtkonzept für diese Fahrt sieht aber auch eine Mischung von fremd- und eigenorganisierten Bestandteilen vor. Der vorletzte Abend ist traditionell Theaterabend, auf den sich besonders ein Teil der Damenwelt in besonderer Weise vorbereitet, was zeigt, dass dieser Besuch als etwas Besonderes empfunden wird. Und traditionell ist das Theater eine Kleinkunstbühne in einem wunderbaren Barockgebäude am Marktplatz, das vornehmlich klassische Themen und Stücke auf spielerische und amüsante Weise aufgreift. Ich kann mich nach all den Jahren wirklich an kein einziges Mal erinnern, an dem die Schüler gelangweilt oder genervt das Theater verlassen hätten. Am letzten Tag der Reise haben die Schüler Gelegenheit, auf eigene Faust und mithilfe eines für sie erstellten Weimarführers die Stadt zu erkunden. Ein Muss ist dabei das Goethehaus, wer will, kann die Anna Amalia – Bibliothek, das Schloss, die Herderkirche, die Fürstengruft, das Bauhausmuseum, das Nietzsche- oder das Liszthaus, Goethes Gartenhaus und so weiter und so weiter... besuchen. Erfahrungsgemäß bleibt aber auch genügend Zeit zum Bummeln, für eine Thüringer Bratwurst auf dem Marktplatz oder auch ein kleines Päuschen in einem der gemütlichen Cafés.
Zum Abschluss noch einmal ein kurzer Blick zurück auf die letzte Fahrt. Der Abiturjahrgang 2013 hat unsere Schule in Weimar würdig vertreten. Es hat keinerlei Zwischenfälle gegeben - im Gegenteil. Von der pädagogischen Leitung ist uns ausdrücklich mitgeteilt worden, dass unsere „Mädels und Jungs“ in den Seminareinheiten sehr bei der Sache gewesen seien und dass sie sich in Weimar auf unseren nächsten Besuch freuen. Das haben wir gerne als Kompliment mit nach Hause genommen und wir kommen auch gerne wieder.
Hans Franken
Programm der Weimar-Fahrt des 13. Jgs. B-v-S-GE Dorm. (16.1. - 20.1.2013)
Mittwoch (16.1.):
8.00 Uhr: Abfahrt von der Schule (Bitte unbedingt darauf achten, dass kein Privatauto den morgendlichen Busbetrieb stört)
13.30 Uhr: Ankunft in Weimar, Begrüßung und Bezug der Zimmer
14.30 Uhr: Kennenlernen, Erwartungsabfrage, Programmvorstellung
15.30 Uhr: Vorbereitung des Besuchs der Gedenkstätte Buchenwald
18.00 Uhr: Abendessen
Donnerstag (17.1.):
8.00 Uhr: Frühstück
9.00 Uhr: Absprachen für den Tag; ev. Verteilung von Arbeitsaufträgen für die Ausstellung
- Uhr: Abfahrt zur Gedenkstätte (von der EJBW)
10.15 Uhr: Geführter Rundgang in der Gedenkstätte
12.00 Uhr: Möglichkeit zum Mittagessen in der Cafeteria der Gedenkstätte
13.00 Uhr: Zeit für Ausstellungen und zur weiteren Erkundung des Geländes
15.00 Uhr: Rückfahrt zur EJBW
16.30 Uhr: Nachbereitung des Gedenkstättenbesuchs
18.00 Uhr: Abendessen
Freitag (18.1.):
8.00 Uhr: Frühstück
9.00 Uhr: Übungen zu Menschenrechten und Menschenrechtsverletzungen damals und heute;Teil1
12.00 Uhr: Mittagspause
14.00 Uhr: Übungen zu Menschenrechten und Menschenrechtsverletzungen damals u. heute; Teil 2
17.00 Uhr: Abschluss und Auswertung
18.00 Uhr: Abendessen
20.00 Uhr: Theater im Gewölbe: „Faust – Ein Alleingang“ (bis ca. 21. 45 Uhr)
Samstag (19.1.):
8.00 Uhr: Frühstück
9.00 Uhr: Goethenationalmuseum; Gruppe 1 (Frau Klein mit 23 SuS); die Besuche sind nicht ge-
9.30 Uhr: Gruppe 2 (Frau Miller mit 23 SuS); führt und dauern ca. 90 Min. Zu sehen sind eine Aus-
10.00 Uhr: Gruppe 3 (Herr Bunten mit 23 SuS); stellung, ein Film und das Goethewohnhaus
14.00 Uhr: Anna Amalia Bibliothek; 1. Gruppe (23 Personen)
14.30 Uhr: Anna Amalia Bibliothek; 2. Gruppe (21 Personen)
Ansonsten gilt grundsätzlich: Dieser Tag dient der Erkundung Weimars auf eigene Faust. Nähere Informationen über lohnende Ziele werden noch gegeben.
17.00 Uhr: Kurzes Round-the-table-Gespräch über die gewonnenen Eindrücke
18.00 Uhr: Abendessen
Abends: die Möglichkeit des gemeinsamen Ausklangs der Fahrt
Sonntag (20.1.):
8.00 Uhr: Frühstück
9.00 Uhr: Zimmer räumen, anschließend Zimmerinspektion durch das Personal der EJBW
9.30 Uhr (ca.): Rückfahrt nach Nievenheim
15.30 – 16.00 Uhr (ca.): Rückkunft in Nievenheim
Ich wünsche allen Fahrtteilnehmerinnen und –teilnehmern auch im Namen von Frau Klein, Frau Miller und Herrn Bunten eine interessante und angenehme Fahrt
H. Franken
Unsere Adresse in Weimar lautet:
Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte
Jenaerstr. 2/4 (siehe X im Stadtplan)
99425 Weimar
Tel: 03643 – 8270
Informationen zum Haus: www.ejbweimar.de
Informationen zu Buchenwald: www.buchenwald.de
Informationen zum Goethehaus: www.klassik-stiftung.de
Informationen zum Theater: www.theater-im-gewölbe.de